Der Trend geht in Richtung text- und sprachbasierte Bedienelemente, einem Conversational User Interface (CUI). Klassische Icon-Menüs könnten bald der Vergangenheit angehören.
Die Bedienung von Anwendungssoftware auf Smartphones, Tablets oder dem Computer ist für die Mehrheit der Benutzer heutzutage ohne Probleme möglich. Schaut man auf die Anfangszeiten des PC zurück, sah das noch ganz anders aus. Computer ließen sich damals rein textbasiert bedienen, der Nutzer konnte nur über spezielle Codes mit Gerät und Software interagieren. Seit den 1980er Jahren verwenden Hersteller GUIs (Graphical User Interfaces). Diese funktionieren auf Basis von graphischen Bedien-Elementen. Dadurch wird die Steuerung der Technik dermaßen vereinfacht, dass der User für die meisten Aktivitäten fast keinerlei technisches Hintergrundwissen mehr benötigt. Wie geht es nun mit Conversational User Interface weiter?
Vom GUI (Graphical User Interface) zum CUI (Conversational User Interface)?
Interfaces dienen der Kommunikation zwischen Menschen und Technik. Ein optimales Interface ist daher bereits an die Nutzungsgewohnheiten des Menschen angepasst. Text-Messaging-Systeme (z.B. WhatsApp oder der Facebook Messenger) verwenden Millionen Nutzer weltweit täglich. Die Idee ist also, sprachbasierte Chatbots einzusetzen, um die Komplexität von GUIs zu reduzieren. Außerdem um eine Kommunikationsform zwischen Menschen und Technik herzustellen, die unseren persönlichen Gesprächsgewohnheiten ähnelt. Intuitiv erlernbare Techniken lassen sich einfacher und besser in den Alltag des Nutzers integrieren. Solche CUIs (Conversational User Interface) könnten zum großen Teil die Vielzahl an Graphical User Interfaces ersetzen. Der Content wird selbst zum Steuerelement, mit dem sich unterschiedliche Anwendungen bedienen lassen.
Conversational User Interfaces als virtuelle Assistenten im Alltag
Solche text- und sprachbasierten Interfaces sind bereits erfolgreich im Einsatz: Siri, Google Now oder Cortana sind die wohl bekanntesten Beispiele. Installieren Sie zum Beispiel die App Google Now, werden Sie bald das Gefühl bekommen, einen persönlichen Assistenten an Ihrer Seite zu haben. Die Anwendung merkt sich zum Beispiel die Kalendereinträge des Nutzers. Per GPS lokalisiert die App den Standort Ihres Geräts und gleicht diesen mit relevanten ortsbezogenen Informationen ab: Sie bekommen automatisch Terminerinnerungen, den schnellsten Weg zum Terminort und werden sogar darauf hingewiesen, falls Staus Ihre Fahrzeit verlängern würden. Außerdem informiert man den Nutzer, wenn eine Regenwarnung für den Tag vorliegt.
Und es wird noch besser: Google Now merkt sich Ihre persönlichen Interessen auf Basis Ihrer Google-Suche. Das System zeigt Ihnen dann tagesaktuell relevante Nachrichten an – beispielsweise den aktuellen Aktienkurs oder wo sich gerade das Paket befindet, dass sie bestellt haben. Wenn Sie „Ok Google“ sagen, lässt sich außerdem die integrierte Sprachsuche der App aktivieren. Darüber können Sie dann die Navigation zu einem bestimmten Ort starten oder Kalendereinträge hinzufügen. Googles Sprachbot antwortet sogar auf diverse unterschiedliche Fragen oder zeigt Ihnen umliegende Sehenswürdigkeiten an, wenn Sie unterwegs sind.
Die Zukunft des CUI (Conversational User Interface)
Zukünftig könnten CUIs (Conversational User Interface) Aufgaben weitgehend eigenständig übernehmen und den Usern eine enorme Hilfe bei der Organisation Ihres Alltags sein. Denkbar wäre, dass die Systeme noch funktionaler werden. Dazu gehört zum Beispiel die Möglichkeit, proaktiv Zusammenhänge herzustellen und Alternativen vorzuschlagen, noch bevor der User vor einem Problem steht.
Steht im digitalen Kalender beispielsweise die Notiz „19:00 Uhr: Picknick mit Anna“ und das Interface erhält eine Unwetterwarnung für Ihren Aufenthaltsort, schlägt es anstelle des geplanten Picknicks etwa einen Besuch in Ihrem Lieblingsrestaurant vor: „Soll ich für 19 Uhr einen Tisch für zwei bei Enricos reservieren?“ Außerdem schreibt es automatisch eine Mail an Ihre Verabredung, dass der Treffpunkt sich geändert hat.
Weil die Algorithmen des CUIs stets den effizientesten Weg für den User berechnen, weist das System im Anschluss noch darauf hin, dass die Reinigung Ihren Anzug schon heute abholbereit hat und auf dem Weg zum Restaurant liegt: Gehen Sie dort noch am selben Tag vorbei, sparen Sie morgen eine ganze Stunde Zeit.
Am besten funktionieren CUIs geräteübergreifend. Insbesondere Wearables (z.B. Smartwatches) sind optimal für die Verwendung von Sprach-Interfaces geeignet, da sie sich noch natürlicher in den Alltag der User integrieren lassen. Auch Personalisierung wird noch mehr zum wichtigsten Faktor einer erfolgreichen User Experience, damit situationsspezifisch genau die benötigten Informationen angezeigt werden können.
Herausforderungen nicht nur im technischen Bereich
Für eine erfolgreiche Umsetzung müssen die CUIs noch integrativer und intuitiver werden, um verschiedene Informationsquellen und Dienste speziell auf die Nutzerbedürfnisse abgleichen und darauf zugreifen zu können. Selbstverständlich ist die Umstellung auf ein reines CUI-Design nicht nur mit Vorteilen verbunden. Fraglich bleibt, wie man die Nutzerziele verlustfrei kommunizieren kann.
Die Herausforderungen sind dabei nicht nur technischer Natur: Die Systeme müssen sprachsensibler werden, damit z.B. auch Synonyme richtig verstanden werden können. Des Weiteren browsen Nutzer gerne. Wie eine entdeckende Suche ohne konkretes Ziel bzw. ohne konkrete Eingabebefehle aussieht bleibt abzuwarten. Im Allgemeinen sollten CUIs sich nahtlos in den Alltag der User einfügen, damit das Gefühl von Aufdringlichkeit und Bevormundung durch die Bots vermieden werden kann.
Auch auf Seiten der Nutzer könnte die Technikakzeptanz zur Herausforderung werden: Die Erwartungshaltung sollte angepasst werden – auch Bots sind (noch?) keine Alleskönner.
Trotzdem dürfen wir alle gespannt sein, auch e-dynamics, was die CUI-Zukunft für uns User bereithält.