“Universal Analytics will no longer process new data beginning 1 July 2023.”
Oder auch: Das Google Analytics, wie die meisten es kennen, wird es ab dem 1. Juli 2023 nicht mehr geben. Diese Nachricht kam nicht unerwartet, jedoch deutlich schneller als von vielen vermutet. Seit dem Launch von Google Analytics 4 – zu Beginn der Beta noch unter dem Namen „Web & App“ – war klar, dass ein Versionswechsel mit einigen Anpassungen an den bisherigen Features und Funktionen kommen wird. Doch die Zeitspanne, in der beide Tools parallel laufen, fällt nun deutlich kürzer aus.
Was heißt das jetzt im Umkehrschluss für Firmen, Website- oder App-Betreiber, die auf Universal Analytics setzen? Wir geben einen Überblick über Unterschiede, Chancen, Herausforderungen und Best Practices im Rahmen der Umstellung auf Google Analytics 4.
Was ist Google Analytics 4 und wo liegen die Haupt-Unterschiede zu Universal Analytics?
Anders als sich vielleicht vermuten lässt, ist Google Analytics 4 (GA4) keine Erweiterung von Universal Analytics (UA), sondern vielmehr ein eigenständiges, neues Analytics Tool aus dem Hause Google. Dementsprechend ergeben sich einige Unterschiede zwischen den Analytics Lösungen:
- New Device Support: Web+Mobile+App kombiniert
- New Data Model
- New Views
- New Perspective
Weshalb sollte man von Universal Analytics zu Google Analytics 4 wechseln?
Die Antwort liegt auf der Hand: Weil Google Universal Analytics zum Juli 2023 (bzw. zum Oktober 2023 für Google Analytics 360 Kunden) abschalten wird. Dies bedeutet konkret, dass in die mühsam erstellten Reports keine neuen Daten einfließen werden.
Zu welchem Zeitpunkt bietet sich ein Wechsel zu Google Analytics 4 an?
Am besten sofort! Wie bereits erwähnt, sind Universal Analytics und Google Analytics 4 zwei voneinander unabhängige Lösungen (und „Datentöpfe“). Dies bedeutet, dass GA4 keinen Zugriff auf ihre UA Daten haben wird und umgekehrt. Um year-over-year Vergleiche nutzen zu wollen, müssten Sie somit optimalerweise bereits im Juli 2022 (bzw. Oktober 2022) auf GA4 umgestellt haben, um zum Sunset von UA bereits Daten über ein Jahr in GA4 zu haben.
Tracking Logik: Von „sessionbasiert“ zu „eventbasiert“
Im Gegensatz zu UA wartet GA4 mit einem neuen Datenmodell auf. Im Vergleich zu dem bisherigen mittlerweile etwas angestaubten, „sessionbasierten“ Ansatz von UA, bietet der neue „eventbasierte“ Ansatz von GA4 einige Vorteile, die es in der Form mit Universal Analytics nicht gab. Die Kombination von Dimensionen und Metriken wird flexibler und im Fokus steht jetzt der User, der über verschiedenste Events und über verschiedene Geräte hinweg erkannt und analysiert werden kann.
User Erkennung: Verbessert und geräteübergreifend
Die in UA noch separat gehaltenen Optionen zur User Erkennung, greifen nun mit GA4 ineinander. Die Erkennung des Nutzers erfolgt hierbei über eine User-ID (falls verfügbar, z.B. Login ID) und nutzt nachgelagerte Optionen wie Google Signals (Erkennung über das Google Konto) und die Device ID, sofern die Zustimmung des Users dafür vorliegt. Bei nicht vorliegender Zustimmung bietet Google zudem eine Datenmodellierung mit Hilfe des „Consent Modes“ an.
BigQuery: Mit GA4 auch für die Free-Version verfügbar
Die bisher nur den Google Analytics 360 Kunden vorbehaltene Verknüpfung zu BigQuery wird mit GA4 nun allen Nutzern zur Verfügung gestellt. Durch eine einfache Verknüpfung besteht nun die Möglichkeit, GA4 Daten auch direkt in die Google Cloud zu laden und sie dort weiterzuverarbeiten oder mit Hilfe von SQL-Abfragen zu analysieren.
Grundsätzlich setzt GA4 an vielen Stellen vermehrt auf datengetriebene Ansätze, die durch Machine Learning unterstützt werden.
Im direkten Vergleich lässt sich jedoch schnell erkennen, dass GA4 noch nicht vollständig auf dem Level von UA ist. Beliebte und häufig genutzte Features sind teils noch nicht verfügbar, werden aber Schritt-für-Schritt hinzugefügt. Bis zum Sunset im Juli 2023 (bzw. Oktober 2023) wird es noch eine Reihe von Tool Erweiterungen geben, um GA4 auf das Universal Level und darüber hinaus zu hieven.
Was bedeutet die Ankündigung für eine Tracking Implementierung? Wann und wie schnell sollte zu GA4 gewechselt werden?
Die Antwort auf die Frage beinhaltet wie so oft ein “es kommt darauf an“. Hierfür betrachten wir zwei grundlegende Ausgangsfälle.
- Im Falle einer bestehenden Universal Analytics Implementierung: Es empfiehlt sich Google Analytics 4 zeitnah zusätzlich zu Universal Analytics zu integrieren, beide Tools parallel laufen zu lassen, im Laufe der Zeit den Umgang mit dem Tool zu lernen, das Reporting step-by-step anzupassen, um dann zu gegebener Zeit komplett umzustellen zu können.
- Im Falle einer neuen Implementierung (bislang kein Analytics Tool vorhanden)
a. Bei geringen Trackingansprüchen (kein E-Commerce Shop, Fokus auf Seitenanalyse): Reine GA4 Implementierung.
b. Bei moderaten bis hohen Trackingansprüchen: Implementierung von GA4 und UA
Begründung: GA4 bietet noch nicht alle Features, die UA anbietet. Die Empfehlung ist daher, GA4 in den Parallelbetrieb zu nehmen und neue GA4 Features step-by-step zu integrieren. Somit besteht keine Gefahr, Informationen aufgrund von fehlenden GA4 Features zu verlieren.
Grundsätzlich gilt es zu beachten, dass die Google Analytics 4 Implementierung wie die eines neuen Tools betrachtet werden sollte. Google liefert zwar eine Reihe von Hilfestellungen und Möglichkeiten, den Übergang zu vereinfachen, dennoch bedarf es eines aktiven Hinterfragens der bestehenden UA Implementierung und des Konzepts, um dem neuen GA4 Ansatz gerecht zu werden und das Beste aus dem Tool herauszuholen.
Welche Möglichkeiten ergeben sich durch den Wechsel?
Ein Toolwechsel kann gleichzeitig auch immer eine gute Möglichkeit bieten, um einen Schritt zurückzugehen und das individuelle Tracking Setup sowie die eigene Tool Landschaft zu hinterfragen: Ist das bestehende Tool noch das Richtige? Wie sieht der Analytics Markt aus? Gibt es gegebenenfalls andere Lösungen, die besser zu unserer Unternehmensstruktur, Datenschutz- & Analyse-Anforderungen passen?
Unser Tipp: Machen Sie sich vor dem 1. Juli 2023 mit der Benutzeroberfläche von GA4 vertraut. Es benötigt etwas Zeit, sich in dem neuen Tool zurechtzufinden und fehlende Berichte zu kompensieren. Der Wechsel ist eine tiefgreifende Umstellung, bietet aber zahlreiche, neue Möglichkeiten.
Gerne beraten wir Sie bei den Möglichkeiten zum Einsatz von Google Analytics 4 in Ihrem Unternehmen. Sprechen Sie uns an!
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